Kennen Sie Filmförderung?

Manchmal erhält auch ein Anwalt Aufträge, die ihn selbst erstaunen. Mir erging es so, als ich gebeten wurde, für thailändische Filmproduzenten einen Vortrag über die europäischen Förderungen zu halten.

Thailand ist ein Land, das seit Dekaden eine eigene Filmproduktion für den heimischen Markt hat, die Spielfilme für 100.000 Euro bis 500.000 Euro herstellt und recht erfolgreich vermarktet. Mit dem ersten kommerziellen Erfolg "Ong Bak" und dem ersten Langspielfilm im Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes ist das Land auch auf der internationalen Bildfläche erschienen. Auch hier formiert sich langsam eine Filmförderung und eine Steuerabschreibung ermöglicht auch privates Kapital in Filmproduktionen zu attraktiven Konditionen. Allmählich setzt sich dieses europäische Modell auch in Asien durch, Vorreiter sind wieder mal Hong Kong und Singapur. Und so kann auch der europäische Filmemacher auch in diese Richtung schielen, wenn es um die Finanzierung von Dreharbeiten in weiter Ferne geht.

Ein sehr guter Lehrer sagte einmal, dass man das meiste erst versteht, wenn man es anderen beibringt. Und da wir es so gewohnt sind, in unseren Förderungen "zu Hause" zu sein und vielleicht jedes Detail kennen, geht das Gesamtbild gerne einmal verloren.

Wer im Erscheinungsgebiet des "Auslöser" Filme produziert, kennt die MDM und weiß, wo die FFA sitzt. Aber wer weiß, dass es europaweit 156 nationale, regionale und überregionale Förderungen gibt? 84 Tax Shelters (Steuersparmodelle)? Dass Frankreich 300 Mio. und Deutschland 212 Mio. Euro Förderung jährlich ausschüttet? Dass Spezialförderungen für Dokumentation, Skripte, Animation und TV existieren, die man nur kennen muss.

Wer kennt alle 5 europäischen Förderungen?

Nun fragt natürlich der thailändische wie der sächsische/thüringische/anhaltinische Filmproduzent - und was habe ich davon?

Zur Förderung gilt: Alle sind berechtigt, auch der Filmproduzent, der nicht im Fördergebiet sitzt. Der Thailänder wie der Thüringer - er braucht nur zwei Bedingungen zu erfüllen:

Erstens muss immer mehr Geld im Fördergebiet ausgegeben werden, als eingenommen wird. Das heißt, etwas Geld braucht der Produzent, über das er frei verfügen kann.

Zweitens ist ein Koproduzent unabdingbar, der im Fördergebiet seinen Sitz hat. Will jemand zum Beispiel mit Media oder der Bremer Filmförderung produzieren, muss er in Europa oder, tja, Bremen einen Koproduzenten finden. Die Frage ist nur, ist das so schwierig?

Der Produzent will produzieren. Es kann eigentlich nicht genug sein. Kommt ein auswärtiger Produzent mit einem überzeugenden Projekt des Weges, so wird sich vor Ort jemand finden lassen. Die Verlässlichkeit kann meist durch einen Blick auf die bisher realisierten Projekte und Rückfragen bei den angegebenen Koproduktionspartner ermittelt werden.

Die Finanzierungsmittel der Sendeanstalten werden knapper und knapper, die Förderungen steigen beinahe jedes Jahr, im letzten Jahr war es oft genug der Fall, dass das Geld nicht abgerufen wurde.

Die Förderungen konkurrieren untereinander, viele spezialisieren sich inzwischen, manche z. B. auf Arthouse, andere auf Animation oder Dokumentation. Auch ausländische Förderungen wollen in Anspruch genommen werden. Die Amerikaner kommen gerne zu uns, warum soll der Sachse nicht dann nach Thailand gehen, der Thüringer nach Ungarn und der Anhaltiner nach Südafrika? Nicht nur die Großen können in die Ferne schweifen, auch die Kleinen, denn Reisekosten werden oft ersetzt als Teil der Förderung.

Es lohnt sich, für jedes einzelne Filmprojekt die Frage wieder zu stellen, ob nicht eine Förderung interessiert sein könnte. Entscheidend ist oft die Thematik und die Möglichkeit, in einem bestimmten Landstrich zu produzieren - diese ist mit den heutigen Mitteln nahezu überall gegeben.